Bücher

Meine beiden Großväter gehörten zu den vielen Männern die im und nach dem zweiten Weltkrieg in Gefangenschaft mussten. Ihrer beider Situation bzw. die der Frauen und Kinder zuhause beschreiben die beiden hier vorgestellten Bücher sehr eindrucksvoll.


Hätten wir doch Flügel

Mein väterlicher Großvater Werner Döring geriet am 25.04.1945 in französische Gefangenschaft. Interniert war er im ‚Camp des Sablés‘ in der Nähe von Toulouse (Frankreich), von wo er im Oktober 1947 die Heimreise zu seiner Frau Martha und den beiden Söhnen nach Berlin antreten durfte.
Während dieser Zeit in Gefangenschaft entstand ein Briefwechsel zwischen ihm und meiner Großmutter. Im Wissen, dass diese Briefe von fremden Zensoren gelesen wurden, verstecken Martha und Werner viel zwischen den Zeilen und geben auch einen Blick auf die damalige Situation frei.

Im Juli 1945 kehrt Martha Döring nach einem sechswöchigen Fußmarsch mit ihren zwei kleinen Kindern aus der Evakuierung ins zerstörte Berlin zurück. Ihre Wohnung in Berlin-Lichtenberg findet sie ausgebombt vor. Gemeinsam mit ihrer Freundin bringt sie sich und die Kinder in den kommenden Jahren recht und schlecht über die Runden.
Ihr Ehemann Werner Döring gerät kurz vor Kriegsende in französische Gefangenschaft. Weil es noch keinen regelmäßigen Postverkehr gibt, und weil sie zunächst voneinander nicht wissen, ob und wo der jeweils andere lebt, entsteht schleppend zwischen Toulouse und Berlin auf amtlichen Formularen ein Briefwechsel. Am Ende umfasst er 280 Briefe.

Martha und Werner Döring wussten, dass ihre Briefe von fremden Menschen gelesen und zensiert werden. Zwischen den Worten versteckten sie Familiengeheimnisse, die selbst nach Werners glücklicher Heimkehr im Oktober 1947 bewahrt bleiben. Der französische Zensor lässt die von Werner beigelegten Gedichte, kalligraphischen Miniaturen und die liebevollen Zeichnungen für seine Kinder passieren, mit denen Werner seiner Frau Mitteilungen sendet, die im Klartext wohl von der Zensur gestrichen worden wären.
Die hier vorliegende Brief-Auswahl lässt die Lebenssituation im Nachkriegs-Berlin erkennen. Sie zeigt aber auch, wie isoliert die Gefangenen in Frankreich von den Informationen über die Zustände in Deutschland waren.

Das Buch erhalten Sie in jeder Buchhandlung (ISBN 3-933336-86-4) oder im Online-Handel, z.B. bei Amazon


Der Tod geht durch die Taiga

Mein mütterlicher Großvater Eduard Kriesch wurde am 07.05.1945 in Russland gefangen genommen und im Kriegsgefangenenlager 7234 in Kuibyschew, heute Samara, an der Wolga inhaftiert. Dort musste er wie viele andere mit ihm in Aussenlagern fast 4 Jahre lang täglich bis zur Erschöpfung Holz schlagen. Ab Februar 1949 kamen seine die Briefe, die auch hier in großer Anzahl noch existieren, aus dem Lager 7401/8 bzw ../24.
Am 29.11.1949 konnte Eduard nach Hause zu seiner Frau Cäcilia und den 3 Kindern nach Berlin-Marienfelde.

Von einem Mitgefangenen wurde unter dem Pseudonym ‚Johannes Curth‘ 1953 im Verlag Bernard & Graefe ein Buch veröffentlich, welches die gemeinsame Zeit und die widrigen Umstände im Lager eindrücklich beschreibt.

Dieses Buch ist inzwischen leider jedoch nur noch in Antiquariaten zu bekommen.